Die wichtigste Automesse der Welt; die prekären Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrer:innen; schlechte Noten für die Fahrradfreundlichkeit und mehr (2023)

Liebe Leser:innen,

Es ist viel passiert seit der letzten Ausgabe von “Mobilität in Kürze”, deshalb wollen wir keine Zeit verlieren und legen direkt los. Es warten Analysen zur vielleicht wichtigsten Automesse der Welt und dem chinesischen Automarkt, zur “ausbaufähigen bis lebensgefährlichen” Fahrradinfrastruktur in Deutschland, den prekären Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrer:innen und weitere spannende Themen aus der Welt der Mobilität.

Mit “Mobilität in Kürze” liefert Ihnen @LinkedIn News DACH alle zwei Wochen einen Überblick über aktuelle Debatten, Neuigkeiten und Expert:innen rund um das Thema Mobilität. Bleiben Sie auf dem Laufenden und diskutieren Sie mit. Um künftig keine Ausgabe von “Mobilität in Kürze” zu verpassen, klicken Sie auf “Abonnieren”.

Was man auf der Shanghai Motor Show über den chinesischen Automarkt lernen konnte

Entscheidet sich die Zukunft der Autobranche in China? Diese Frage schwingt bei der Berichterstattung über die Shanghai Motor Show fast immer mit. Allein aufgrund der Bevölkerungsgröße ist China ein extrem wichtiger Markt für Autobauer. Doch die Antriebswende macht das Land für die Hersteller zu mehr als einem großen Absatzmarkt. Während in Europa und den USA noch darüber diskutiert wird, ob und wie man den Verbrenner möglichst lange erhalten kann, wird erwartet, dass in den chinesischen Metropolen schon in diesem Jahr mehr E-Autos als Verbrenner verkauft werden, wie das manager magazin berichtet.

Die wichtigste Automesse der Welt; die prekären Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrer:innen; schlechte Noten für die Fahrradfreundlichkeit und mehr (1)

Noch punktet vor allem das Luxussegment aus Deutschland in China. Sowohl Porsche als auch BMW konnten im ersten Quartal ein Absatzplus vermelden, schreibt Lazar Backovic, der für das Handelsblatt in Shanghai unterwegs war: “Allerdings fußt der Erfolg der Premiumhersteller in China weitgehend auf Verbrennermodellen.”

Die chinesische Kundschaft scheint wenig Berührungsängste mit dem Thema E-Mobilität zu haben und auch die Lust auf Software-Features ist groß. Diese Aufgeschlossenheit liegt vielleicht auch am Alter der Kund:innen. In Deutschland ist man beim Neuwagen-Kauf durchschnittlich 56 Jahre alt, in China erst 34.

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Auch die chinesischen Hersteller setzen auf E-Mobilität – mit Erfolg: Im ersten Quartal 2023 ist VW erstmals seit den 1980ern vom Marktführerthron gestoßen worden, und zwar vom chinesischen E-Auto-Hersteller BYD. “In China herrscht nahezu übersprudelnder Stolz auf die eigenen Produkte, verbunden mit einem großen Willen, die Industrie zu unterstützen”, schreibt die Präsidentin des Verband der Automobilindustrie (VDA) e.V., Hildegard Müller, auf LinkedIn. Ob die chinesische Industrie- und Wirtschaftspolitik wirklich zum Vorbild taugt, darüber kann man streiten. Klar ist aber, es herrscht Aufbruchstimmung auf dem chinesischen Automarkt – und was hier passiert, wirkt sich auf die ein oder andere Art auch in Europa aus.

Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die spannendsten Trends und Entwicklungen in der Autobranche? Diskutieren Sie mit.

Wenn Sie mehr aktuelle Insights in die Automobilbranche wollen, folgen Sie VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Für aktuelle News und Analysen aus der Autobranche sowie zu anderen Mobilitätsthemen könnten Sie die Beiträge von Lazar Backovic interessieren.

Ausbeutung mit System? Lkw-Fahrer machen auf ihre prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam

Während sich in Shanghai eine ganze Branche bemüht zu zeigen, wie schön Mobilität sein kann, zeigt sie sich im hessischen Gräfenhausen von ihrer hässlichen Seite. Auf einem Raststättenparkplatz streiken seit etwa eineinhalb Monaten Lkw-Fahrer aus Usbekistan und Georgien, die für den polnischen Transportunternehmer Lukasz Mazur unterwegs waren. Sie weigern sich weiterzufahren oder ihre Fahrzeuge herauszugeben, bis sie bezahlt werden. An Ostern schickte Mazur einen martialisch anmutenden Sicherheitsdienst nach Gräfenhausen, der die Streikenden mit Drohgebärden und Gewalt zur Herausgabe der Lkw zwingen sollte. Die deutschen Behörden schritten ein und der Streik geht weiter. Vergangene Woche haben die ersten Fahrer zumindest Teile ihres ausstehenden Lohns erhalten, doch noch immer sollen mehr als 97.000 Euro an Lohn und nicht gezahlten Tagessätzen fehlen, berichtet der stern.

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Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Der Fall ist extrem, das Problem dahinter aber nicht neu: Allein in Deutschland fehlen derzeit rund 70.000 Fahrer:innen im Straßengüterverkehr. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Branchenstudie. In Ländern wie Deutschland sind immer weniger Menschen bereit, den Job als Lkw-Fahrer:in zu machen: Schließlich sind die Arbeitstage lang und schlecht planbar oft ist man mehrere Tage unterwegs und dabei auf die Verpflegung und die sanitären Anlagen an Raststätten angewiesen, die Arbeit selbst ist anstrengend und die Wertschätzung lässt auch zu wünschen übrig.

Vor allem für Mehrtagestouren über verschiedene Landesgrenzen hinweg setzen europäische Speditionen mittlerweile vor allem auf Fahrer aus Osteuropa oder Nicht-EU-Ländern, die in ihren Heimatländern kaum Chancen auf gut bezahlte Arbeit haben. “Das von Brüssel 2020 verabschiedete EU-Mobilitätspaket bietet leider viele legale Möglichkeiten, dass osteuropäische Lkw überhaupt so lange in Westeuropa eingesetzt werden können”, schreibt der Journalist Jan Bergrath, der sich schon lange mit der Branche beschäftigt auf LinkedIn. Das spart auch Kosten, denn für die Fahrer:innen gilt der Mindestlohn des Landes, in dem die Spedition sitzt, für die sie fahren. In Deutschland beträgt der Mindestlohn aktuell 12 Euro. In Polen nur 4,87 Euro. Und ein teurer Transport verteuert am Ende auch die Waren für die Verbraucher:innen.

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Die Fahrer, die seit Wochen an der hessischen Raststätte ausharren, wollen weiterstreiken. Für sie geht es längst nicht mehr nur um ihre eigenen Löhne. Sie wollen auf die Situation von Lkw-Fahrern aus Osteuropa und Nicht-EU-Ländern aufmerksam machen und das Thema Ausbeutung im Transportsektor sichtbar machen.

Wie können Lkw-Fahrer:innen arbeitsrechtlich besser geschützt werden? Lesen Sie hier den ganzen Artikel zum Thema und diskutieren Sie mit.

Für mehr Hintergrundinformationen zum Streik in Gräfenhausen sowie Einblicke in die Transport- und Logistikbranche, folgen Sie Jan Bergrath.

Ausbaufähig bis lebensgefährlich: Woran es im Fahrradverkehr in Deutschland hakt

Eine Vier ist bestanden und bestanden ist gut – diese Weisheit hilft vermutlich seit Generationen Schüler:innen dabei, ein bisschen entspannter durch Prüfungen zu kommen. Aber wenn Infrastruktur nur mit einer Vier bewertet wird, ist diese mindestens “ausbaufähig”. Und genau so beurteilt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) die Fahrrad-Infrastruktur in Deutschland. Alle zwei Jahre befragt der ADFC Radfahre:innen in ganz Deutschland, wie es ihnen auf dem Fahrrad in ihrer Stadt so ergeht und die Ergebnisse zeigen immer wieder deutlich, dass Deutschland seinem Ruf als Autoland durchaus gerecht wird. Die Infrastruktur vieler Städte ist auf den Autoverkehr zugeschnitten.

Dabei sind die Deutschen gern mit dem Rad unterwegs. Radfahren schafft es auf einen soliden dritten Platz in einer Umfrage zu den beliebtesten Fortbewegungsmitteln (auf Platz zwei steht übrigens wortwörtlich der Gang zu Fuß). Für die Verkehrswende ist Radfahren ohnehin ein wichtiger Baustein und der Gesundheit schadet es auch nicht, regelmäßig in die Pedale zu treten. Allerdings findet das Thema Fahrrad in der Verkehrspolitik kaum statt. Das gilt sowohl im Bund als auch in den Kommunen.

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Vor allem in den Metropolen geht es dabei um die Verteilung von öffentlichem Raum und hier ist nach wie vor das Auto der Platzhirsch. Auf dem Land ist Platzmangel nicht das Problem, deshalb sieht die Lage in den kleineren Kommunen in der Umfrage durchschnittlich auch etwas besser aus. Allerdings fehlt es hier oft noch völlig an Konzepten zur Förderung des Fahrradverkehrs. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die Kommunen dazu aufgerufen, die Radverkehrsinfrastruktur “einladend, komfortabel und sicher auszubauen” und dafür auch die Fördermöglichkeiten des Bundes zu nutzen.

Doch vom ADFC kommen auch lobende Worte: “Es gibt Städte und Kommunen, wo sich die Fahrradfreundlichkeit etwas verbessert hat in den letzten Jahren, wo Bürgermeister und Bürgermeisterinnen was getan haben, um das Fahrradfahren zu erleichtern”, macht Ann-Kathrin Schneider, die Bundesgeschäftsführerin des ADFC, Hoffnung.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel und erfahren Sie, welche Städte besonders gut oder schlecht abgeschnitten haben. Wie fahrradfreundlich ist Ihr Wohnort, was funktioniert besonders gut, wo hakt es noch und wie ließe sich die Lage verbessern? Teilen Sie Ihre Meinung.

Wenn Sie mehr Insights zum Fahrradverkehr in Deutschland lesen wollen, folgen Sie Ann-Kathrin Schneider, der Bundesgeschäftsführerin des ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V..

Und außerdem?

Fahrermangel im ÖPNV: Kann nur noch autonomes Fahren die Verkehrswende retten?

Fahrer:innenmangel herrscht nicht nur in der Logistik-Branche, auch der ÖPNV hat damit zu kämpfen. Einer Branchenumfrage des @Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge hat im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der Unternehmen ihren Betrieb aufgrund von Personalmangel zeitweise einschränken müssen. Und das Problem dürfte sich weiter verschlimmern: In den kommenden sieben Jahren gehen etwa 80.000 der Beschäftigten in Rente und der Nachwuchs lässt auf sich warten. Für die Verkehrswende sind das keine guten Nachrichten, denn eigentlich sollte der öffentliche Verkehr in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel und diskutieren Sie mit: Wie kann man den Beruf als Fahrer:in im ÖPNV wieder attraktiver machen oder kann nur das autonome Fahren die Verkehrswende noch retten?

Bahn-Reform: Aufspaltung gegen Infrastrukturprobleme

Personalmangel ist bei der Bahn aktuell leider nur eins von vielen Problemen. Das wohl größte Hindernis auf dem Weg zum Deutschland-Takt, der Verkehrswende und anderen Zukunftsprojekten ist wohl die marode, jahrelang vernachlässigte Infrastruktur. Die Union hat nun vorgeschlagen, den Bahnkonzern aufzuspalten: Nach dem Vorbild der Autobahngesellschaft soll sich der Bund künftig um Netz, Bahnhöfe und die Energiesparte der Bahn kümmern. Bei der Bahn selbst verbleiben Nah- und Fernverkehr sowie der Gütertransport. Über den Vorschlag kann man diskutieren (und das passiert aktuell auch), aber man darf es auch schade finden, dass die Union diesen Vorschlag erst jetzt vorlegt, wo sie nicht mehr den Verkehrsminister stellt und die Umsetzung dieses Plans andere übernehmen müssten. Der amtierende Bundesverkehrsminister @Volker Wissing (FDP) zeigt sich auf LinkedIn aber schon mal angetan von den Vorschlägen der Union.

Hier können Sie den ganzen Artikel dazu lesen. Was halten Sie für die größten Probleme der Bahn – und kann eine Zerschlagung hier Abhilfe schaffen? Teilen Sie Ihre Meinung.

Die nächste Ausgabe von “Mobilität in Kürze” erscheint Mitte Mai. Wenn Sie nichts verpassen wollen, klicken Sie auf “Abonnieren”. Für mehr Nachrichten, Analysen und aktuelle Debatten folgen Sie LinkedIn News DACH.

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Redakteurin: Kristin Ofer

Creator Manager: Sven Aumiller

Redaktionelle Bereichsleitung: Silvia Müller

Chefredaktion: Jakob Schulz

Internationale Redaktionsleitung: Sandrine Chauvin

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Author: Terrell Hackett

Last Updated: 06/15/2023

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